In Kooperation mit dem Goethe-Institut Lyon, dem Deutsch-Französischen Wirtschaftsclub Auvergne Rhône-Alpes und dem Institut Français Leipzig wurde die dreiteilige Veranstaltungsreihe zu den ostdeutsch-französischen Beziehungen fortgesetzt. Nach dem historischen Rundumschlag im März ging es im zweiten Teil der Reihe um die französisch-ostdeutsche Wirtschaftskooperation heute.
Zu diesem Thema diskutierten Fabrice Estruch, Präsident EasternGraphics (Lyon, Tochtergesellschaft der EasternGraphics GmbH, Ilmenau), Dr. Jens Katzek, GF Automotive Cluster Ostdeutschland ACOD (Leipzig), Dr. Harald Langenfeld, Vorstandvorsitzender der Sparkasse Leipzig und Honorarkonsul der Republik Frankreich in Sachsen, Anke Mank, Manger International Affairs bei OptoNet (Jena), und Arnaud Schott, Aden Immo (Berlin/Leipzig). Die Moderation übernahm Thomas Wieder, Korrespondent der Tageszeitung Le Monde in Berlin.
Herausforderungen und Erfolge der französisch-ostdeutschen Wirtschaftsbeziehungen
Wie gestaltet sich also die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Ostdeutschland ohne den Einfluss einer naheliegenden direkten Grenze und den Verflechtungen, die sich daraus ergeben?
Die Antworten der Panelisten auf diese Frage von Thomas Wieder fällt unterschiedlich aus.
Arnaud Schott sieht eine wirtschaftlich und demographisch dynamische Region, die aber in Frankreich (mit Ausnahme einiger Metropolen)
kaum als solche wahrgenommen wird. Das größte Hindernis für engere wirtschaftliche Verflechtungen und Investitionen ist für ihn ein Image-Problem der Neuen Bundesländer.
Dr. Jens Katzek zufolge ist auch die sprachliche Barriere nicht zu unterschätzen. Dass die französisch-ostdeutsche Kooperation gerade im Automobil-Sektor noch „deutlich ausbaufähig“ sei, liege auch daran. Man sollte sich seiner Ansicht nach gerade zwischen KMUs auf Englisch als Verkehrssprache verständigen.
Dr. Harald Langenfeld glaubt hingegen, dass der Ausbau von Austauschprogrammen besonders für Auszubildende ein gegenseitiges interkulturelles und sprachliches Verständnis schaffen wird, das am Ende auch zu verstärkten Wirtschaftskontakten führen müsse.
Fabrice Estruch sieht stattdessen ein „handfesteres“ Hindernis für eine engere Zusammenarbeit: Die Distanz zwischen den ostdeutschen Regionen und Frankreich werde durch eine mangelhafte Infrastruktur vergrößert. Ihm fehlen Flughäfen mit einer direkten Anbindung an die französischen Metropolen.
Anke Mank berichtet von der Optik-Branche als einem positiven Beispiel, die diese Hindernisse oft überwinden konnte. In diesem Bereich gibt es bereits zahlreiche französisch-ostdeutsche Kooperationen. Die Stärke der französischen Partner sieht sie insbesondere darin, die Kooperation auf eine europäische Ebene zu heben. Das sei auch nötig, denn „rein politisch befinden wir uns als EU zwischen China und den USA“.
Dr. Katzek wünscht sich insbesondere mehr ostdeutsch-französisch-polnische Kooperationen. Aufgrund der geographischen Nähe und des historischen Bezugs sollte der östliche Nachbar seiner Ansicht nach stärker berücksichtigt werden.
Ausblick: Der direkte Austausch ist unverzichtbar
Dr. Langenfeld blickt trotz mancher, von den Teilnehmenden angesprochenen Hindernisse, optimistisch in die Zukunft der französisch-ostdeutschen Beziehungen.
Er ist überzeugt: „Wenn wir es schaffen, den Wirtschaftsdialog wieder stärker in Gang zu bringen, dann wird das sicherlich eine Initialzündung sein.“ Einen direkten Dialog, auch mit persönlichen Treffen und einem informellen Glas Wein, wünschen sich alle Panelisten.
Die Idee einer größeren Präsenzveranstaltung im kommenden Jahr findet so schnell viele Unterstützer. Durch den direkten Austausch können sich Partner innerhalb der verschiedenen Branchen finden und eine Zusammenarbeit verschiedener europäischer Regionen in den Gang bringen.
„Wir wollen in die deutsch-französische Zusammenarbeit investieren, aber wir wollen gleichzeitig neue Impulse setzen für Europa“, bilanziert Dirk Schneemann, Vize-Präsident des DFWK. Ein „DFWK Mitteldeutschland“ kann seiner Ansicht nach ein Format darstellen, von dem solche Impulse ausgehen.
Die Veranstaltung fand am 8. Juni 2021 mit Unterstützung des Deutsch-Französischen Bürgerfonds online statt. Der nächste Termin der Veranstaltungsreihe im Herbst wird sich mit den bildungspolitischen und kulturellen Faktoren der Kooperation befassen. Weitere Informationen sowie eine Einladung folgen.