Welches Bild machen sich Franzosen von Deutschland? Wie gut kennen sie ihr Nachbarland? Und was kann man tun, um Bild und Kenntnis zu verbessern? Darüber diskutierte Achim Holzenberger, Direktor der Abteilung Kommunikation und Presse der deutschen Botschaft in Paris mit Mariam-Alice Saad von den Wirtschaftsjunioren Frankreich der Außenhandelskammer in Paris (AHK) und Aaron Eucker vom Deutsch Französischen Wirtschaftskreis Jugend (DFWK Jugend).
Über 90% der Franzosen haben ein „sehr gutes“ oder „gutes“ Bild von Deutschland. Ein Rekord, wie Holzenberger bei der Präsentation der Studie zum Deutschlandbild der Franzosen erklärt, die alle zwei Jahre im Auftrag der Deutschen Botschaft in Paris durchgeführt wird. Zum Vergleich: 2012 lag der Wert noch bei 82%. Mehr als die Hälfte der 1.002 im November 2020 vom IFOP Institut befragten Franzosen (54%) geben sogar an, Deutschland „sehr“ oder „etwas“ „zu lieben“, was ebenfalls einem leicht höheren Wert entspricht, als in den Vorjahren (2018: 52%).
Gleichzeitig beobachtet Holzenberger eine Unstimmigkeit: „Obwohl die Franzosen ein positives Bild von Deutschland haben, sind ihre Kenntnisse über das Land sehr begrenzt“, bemerkt er. Tatsächlich geben nur 27% der Befragten an, Deutschland gut oder sehr gut zu kennen. Für Holzenberger ist das ein Problem: „Für jemanden wie mich, der sich mit dem Bild Deutschlands in Frankreich befasst, stellt dieses Ergebnis eine Schwierigkeit dar. Wenn ich Deutschland [in Frankreich] bekannter mache, wird das einen positiven oder einen negativen Effekt auf das Bild haben?“.
Eine negative Entwicklung sieht Holzenberger bei den Deutschkenntnissen der Franzosen: „An den französischen Lycées gib es immer weniger Deutschkurse. Das macht sich mittlerweile bemerkbar“, kommentiert er. Nur 3% der befragten Franzosen geben an, fließend Deutsch zu sprechen. Weitere 22% sprechen es „ein bisschen, aber nicht flüssig“. Im Jahr 2012 sprachen hingegen noch 27% der Franzosen „ein bisschen“ oder sogar fließend Deutsch.
Von deutscher Seite sieht Holzenberger die Bundesländer in der Verantwortung, mehr für die Sprachförderung in Frankreich zu tun. „Bildung ist in Deutschland Ländersache, der Bund kann hier nur begrenzt fördern“. Wichtig seien Initiativen wie Austausche, auch durch Städtepartnerschaften. So könne ein konkretes Interesse am Land und der Sprache geweckt werden.
Einen positiven Trend beobachtet Holzenberger bei der Bewertung des deutschen Engagements auf internationaler Ebene. Mehr als die Hälfte der Befragten (54%) finden, dass Deutschland sich international „genau passend“ einbringt. 2018 lag der Wert noch bei 50%, 2017 sogar nur bei 44%. Knapp ein Drittel der Befragten (32%) sind der Meinung, dass sich Deutschland international noch stärker engagieren müsste. Lediglich 14% glauben, dass sich Deutschland bereits zu sehr einbringt. 2017 waren es noch 23%.
Die französischen Teilnehmer der gemeinsamen Veranstaltung von AHK und DFWK Jugend nehmen während des Events ebenfalls an einer kleinen Umfrage Teil. Ausgewählte Fragen aus der Studie werden ihnen gestellt, noch bevor Holzenberger das Ergebnis der repräsentativen Umfrage aufdeckt.
Dabei ergibt sich ein interessantes Resultat: Bei einer Kenntnisfrage zu Deutsch-Französischen Institutionen geben alle Eventteilnehmer an, den deutsch-französischen Fernsehsender ARTE zu kennen. Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) kennen 80% der Teilnehmer. Den erst 2019 ins Leben gerufenen Deutsch-Französischen Bürgerfonds und das Deutsch-Französische Zukunftswerk kennt hingegen keiner der Teilnehmer. „Ich danke Ihnen für Ihre Ehrlichkeit“, kommentiert Holzenberger das Ergebnis. In der repräsentativen Umfrage hätten zwar viele Personen angegeben, auch diese neuen Institutionen zu kennen, aber ob das immer stimmt? „Ihre Antwort zeigt mir, dass wir noch etwas tun müssen, um diese Institutionen bekannter zu machen“, so Holzenberger.
Die Veranstaltung fand am 11. März 2020 als Webinar statt.
Die Wirtschaftsjunioren der AHK Frankreich und der DFWK streben nach diesem ersten Event auch in Zukunft die Organisation gemeinsamer Veranstaltungen und eine enge Partnerschaft an.