Dirk Schneemann ist Vizepräsident des DFWK
…unter dieser Überschrift ging das 6. Ostdeutsche Wirtschaftsforum (OWF) am 13.6. in Bad Saarow an den Start – zum zweiten Mal in Pandemiezeiten! Und es erwies sich erneut als ein großer Erfolg – nicht nur, weil es trotz Corona im Präsenzformat (mit digitalem Live-Stream an die Bildschirme im Lande…) funktionierte und nicht nur, weil sich traditionell Bundes- und Landespolitiker die Klinke in die Hand geben, sondern weil es von einer Stimmung und Haltung der Teilnehmer – auf den Podien und im Saal – getragen wurde, die Optimismus, Selbstvertrauen, Stolz und Mut ausdrückten.
Die jahrelang diskutierte „Aufhol- und Angleichungsjagd West“ spielte keine Rolle mehr – es geht um Innovationen und Vorsprung im internationalen Vergleich (erinnert etwas an den alten DDR-Slogan vom „Überholen ohne einzuholen…“) – und damit ergeben sich völlig neue Perspektiven – was dann auch Innovationen von globaler Tragweite anzieht (Tesla in Brandenburg, Bosch in Dresden, CATL in Erfurt etc.)
Der DFWK war erneut Partner des OWF – und diesmal auch mit vier Vorstandsmitgliedern an den Veranstaltungstagen präsent.
Zur „Generalprobe“ am Vorabend trug Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) seine Gedanken zur aktuellen Lage vor und diskutierte mit den Teilnehmern Arbeitsmarkt-Szenarien nach Corona – entspannt und pragmatisch.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) eröffnete mit seiner Rede am 14.6. das 6. OWF offiziell vor rund 150 Teilnehmern aus der ostdeutschen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und zahlreichen weiteren Teilnehmern im Livestream. Scholz benannte die vier großen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahrzehnt: Mobilität, Klimaschutz, Digitalisierung und Gesundheitswirtschaft. Scholz: „Notwendig ist ein präziser Plan für die Zukunft. Wir müssen uns mutige Ziele setzen, gerade auch für Ostdeutschland. Ostdeutschland braucht Fortschritt und gute Lebenschancen. Ein Aufbruch ist notwendig.“
Für Ostdeutschland sieht Bundesfinanzminister Scholz hierbei große Chancen, seine Kompetenzen und Potenziale einzubringen. Als Beispiele nannte er die E-Auto-Produktion von Volkswagen in Zwickau, den Bau der Batteriefabrik in Erfurt oder des modernsten Bahn-Instandhaltungswerks in Cottbus. Scholz betonte, dass sich bei diesen Zukunftsmissionen zahlreiche Schnittmengen zu den Empfehlungen des OWF.ZUKUNFT für eine Zukunftsstrategie für die ostdeutsche Wirtschaft ergeben.
Ausdrücklich lobte Scholz die Idee eines Zukunftszentrums in Ostdeutschland. Scholz: „Hier sollen die Erfahrungen der Transformation in Ostdeutschland analysiert und zugleich vorgedacht werden, wie künftige Transformationen bewältigt werden können.“ Scholz kündigte eine zeitnahe Beratung des Themas im Bundeskabinett an. Gleichzeitig kritisierte der Bundesfinanzminister, dass immer noch zu wenige Ostdeutsche in Führungspositionen in Wirtschaft und Gesellschaft vertreten sind.
Zunehmenden Raum im Forum nahmen Internationalisierung und ostdeutsches Leadership ein. Bei einer Liveschalte nach Shanghai, Hanoi, Washington und Paris wurde nicht nur über den aktuellen Zustand in den Ländern in Bezug auf Corona gesprochen – sondern die Chancen und Potenziale für die ostdeutsche Wirtschaft standen im Fokus. Internationalisierung wird bereits eines der Kernthemen des OWF 2022 sein – und Frankreich rückt hier (endlich) immer stärker ins Blickfeld.
Die Thematik Leadership verbindet sich mehr und mehr (auch durch Corona) mit Transfererfahrung und Transferkompetenz – eine der künftigen Schlüsselkompetenzen in „digitalen und disruptiven Zeiten“ – auch hier wird das 7. OWF nachlegen, da insbesondere die „Wende- und Nachwende-generation“ junger Führungskräfte gleichberechtigte Führungsansprüche nach über 30 Jahren Wiedervereinigung anmelden…
Die Runde der ostdeutschen Ministerpräsidenten und die der Wirtschaftsminister gestalten sich immer zu Highlights der Konferenz – es wird Klartext gesprochen und bemerkenswertes „Engagement Ost“ gezeigt, wobei die Parteibücher im Hintergrund bleiben – pragmatische Lösungen und Interessenwahrnehmung „für Land und Leute“ stehen im gemeinsamen Mittelpunkt.
Höhepunkt des ersten Tages war die Verleihung der OWF-Innovationspreise an herausragende Unternehmen aus den ostdeutschen Ländern – allesamt vor rund 30 Jahren gegründet mit respektabler Entwicklung, Produkten von Weltspitze und großem internationalen Potenzial.
Am Schlusstag sprach Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zum Status der deutschen Wirtschaft nach der Corona-Krise. Altmaier: „Wir wollen die Corona-Krise nicht nur überwinden, sondern gestärkt aus ihr hervorgehen. Dafür müssen wir heute entschlossen in die Zukunft investieren. Ostdeutschland hat dafür hervorragende Potenziale, gerade in den Schlüsselbereichen klimaneutraler und digitaler Technologien.“
Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum verstand sich einmal mehr als Spitzentreffen von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die sich zu den Perspektiven und Potenzialen der ostdeutschen Wirtschaft austauschen.
Das OWF.ZUKUNFT bildet mit seinen Partnern ein aktives Netzwerk, das als Thinktank strategisch an der Zukunft der ostdeutschen Wirtschaft mitwirkt und das von zahlreichen Partnern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft unterstützt wird.
Unter dem Motto „ZUKUNFT GESTALTEN – MUT ZUM VORSPRUNG“ diskutierten die Teilnehmer in diesem Jahr, welche Lehren die ostdeutsche Wirtschaft aus der Corona-Krise ziehen kann und welche Perspektiven der Strukturwandel für Ostdeutschland bietet.
Der DFWK wird diese Entwicklung nicht nur weiter verfolgen und begleiten, sondern es gibt bereits konkrete Vorstellungen, insbesondere die Wirtschaftsbeziehungen zu Frankreich hier stärker einzubringen Sowohl die Französische Botschaft in Berlin als auch die GTAI haben ihr Interesse angemeldet, mit uns gemeinsam zu substanziellen Ergebnissen zu kommen.
Unsere in diesem Jahr gestartete Trilogie zu den Beziehungen Frankreich – Ostdeutschland trägt diesem Gedanken nicht nur Rechnung sondern birgt zahlreiche Synergien…. Bleiben Sie also „auf Sendung“ und bringen Sie sich auch gerne mit Ideen und Vorschlägen ein.
Dirk Schneemann