
Plädoyer für eine schnelle Wiederbelebung des europäischen Verbriefungsmarktes
Ein Standpunkt von LUTZ Diederichs, CEO BNP Paribas DEUTSCHLAND, mit anschließender Publikumsdiskussion.
11. Juni 2024
Im Saal Paris-Berlin von Forvis Mazars waren an diesem Dienstagabend nur Europäer anwesend. Das Thema unserer Konferenz versprach, eines der bislang technischsten zu werden: die Kapitalmarktunion und die Energiewende. Catherine Rozan eröffnete den Abend, indem sie den sich in den letzten Monaten abzeichnenden politischen Willen des Europäischen Rates betonte, die Kapitalmarktunion trotz anhaltender Meinungsverschiedenheiten über die Harmonisierung der Aufsicht wiederzubeleben.
Lutz Diederichs, CEO BNP Paribas Deutschland, hatte von Beginn an die volle Aufmerksamkeit des Publikums. Mit Blick auf den Finanzierungsbedarf für die Energiewende machte er deutlich, wie dringend notwendig Fortschritte bei der Kapitalmarktunion sind.
Die Summen, die wir gemeinsam benötigen, um die Transformation und Widerstandsfähigkeit unserer europäischen Volkswirtschaften heute und in den kommenden Jahren zu gewährleisten, sind gigantisch. Dieser Bedarf wird in Deutschland bis 2030 allein für die Energiewende auf 600 Milliarden Euro geschätzt (Deloitte Deutschland, Juni 2023).
Da diese Summen nicht allein mit öffentlichen Geldern finanziert werden können, muss privates Kapital herangezogen werden. Die Struktur der Bankverbindlichkeiten und die aus Gründen der Finanzstabilität geltenden aufsichtsrechtlichen Beschränkungen machen es jedoch mathematisch unmöglich, diesen Finanzierungsbedarf ausschließlich über Bankkredite zu decken.
- Die Kapitalmarktunion ist eine unerlässliche Voraussetzung für die Umsetzung der gesellschaftlichen Transformation in Europa, um den ökologischen und digitalen Herausforderungen zu begegnen und die Widerstandsfähigkeit der europäischen Wirtschaft zu stärken.
Der europäische Kapitalmarkt ist durch unterschiedliche nationale Regeln (Insolvenzrecht, Steuervorschriften, Finanzaufsicht…) zersplittert. Dadurch entgehen uns Skaleneffekte, die es uns ermöglichen würden, sowohl die Energiewende zu finanzieren als auch mit den Märkten in den USA und China zu konkurrieren. Verschärft wird dies durch eine gering ausgeprägte Aktien- und Investmentkultur oder gar ablehnenden Haltung gegenüber den Finanzmärkten, die in einigen Ländern selbst bei führenden Wirtschaftsakteuren besteht.
Angesichts der Dringlichkeit des Klimaschutzes wäre die Entlastung der Bankbilanzen durch Verbriefungen eine schnell umsetzbare Lösung, um Spielraum für die Vergabe zusätzlicher Kredite für den notwendigen Umbau unserer Volkswirtschaften zu schaffen. Dieses Plädoyer wurde von einer sehr informativen Präsentation zu Verbriefungen begleitet.
Obwohl sich der europäische Verbriefungsmarkt während der Finanzkrise im Vergleich zu den USA als sehr widerstandsfähig erwiesen hat, leidet er unter einer zu vorsichtigen Regulierung: Das Emissionsvolumen ist 2024 im Vergleich zu 2008 um etwa 70% gesunken.
- Dies ist ein Plädoyer für die schnelle Umsetzung eines deutlich größeren und effizienteren Verbriefungsmarktes im Dienste des notwendigen ökologischen Wandels in Europa.
Nach der Präsentation folgte eine Frage-und-Antwort-Runde, bevor wir den Austausch informell am Buffet fortsetzten.
Wir waren begeistert von dieser Präsentation, die uns ein besseres Verständnis der finanziellen Herausforderungen der Energiewende ermöglicht hat, selbst in ihren technischsten Aspekten!